Alba-Rosen

Entstanden ist dieses Projekt aus dem Bedürfnis heraus, einige meiner Alba-Fundrosen der Region Göttingen zu bestimmen, denn so wurde ich aufmerksam auf die Problematik der Alba-Rosen.
Bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts wurden Alba-Sorten gezüchtet und eingeführt. Meiner Schätzung nach waren es damals in jedem Fall über 200 beschriebene Sorten, allerdings kann man aus den Beschreibungen und den sehr unterschiedlich gehandhabten Synonymen nicht mehr klar ersehen, wie unterschiedlich im Endeffekt diese Albarosen gewesen sein mögen.
Ich machte mir zum Ziel, herauszufinden, wie viele verschiedene Albasorten noch im Handel und in Rosensammlungen vorhanden sind und ob vielleicht in alten Gärten noch „verlorengegangene“ Albas vorhanden sind, die nicht oder nicht mehr im Handel sind.
Im Laufe der Jahrhunderte waren viele dieser Sorten verloren gegangen. Viele der wenigen im Handel verbliebenen Sorten sind verwechselt oder falsch.
Ich startete eine Sammelaktion, die auch weiterhin läuft und dann im Herbst 2006 wurden in Reinhausen im entstehenden Rosenpark die ersten Vergleichsbeete für die Alba-Rosen angelegt und die ersten 80 Alba-Rosen wurden gepflanzt.
Im Jahr 2007 also war das erste Vergleichsjahr für die Alba-Rosen. Sie wurden vom Austrieb über die Blüte bis zur Hagebuttenbildung und dem Laubfall u.a. auch fotografisch dokumentiert.

 

 

 

 

 

 

Die Beobachtungen des ersten Jahres führten dann im Herbst desselben Jahres bei der Erweiterung der bestehenden Vergleichsbeete dazu, dass ich Rosen zu Gruppen zusammenstellte, die nach Phänotypen gebildet wurden.
Diese Phänotypen orientieren sich grob an folgenden, an die weißen Albas angelehnten Merkmale:

  • Laub und junge Triebe grau-bläulich bereift, Belag kann abgewischt werden.
  • Triebe glatt, ohne Borsten
  • Spitze, schmale Stacheln, oft sichelförmig gebogen
  • Knospen wirken wie abgeschnitten
  • Blüten beginnen dunkler, meist rosafarben und hellen auf
  • schütterer, aufrechter Habitus
  • Hagebutten und Blütenkelche länglich
  • Sehr frosthart
  • In den ersten Jahren (vor der Besiedelung anderer Rosenklassen mit Rost) auch mehr oder minder schmerzhaft: anfällig für Rosenrost

Rosen, die keine der relevanten Merkmale aufweisen, zähle ich nicht zu den Albas. Hier sind aber genetische Untersuchungen sehr wünschenswert.

Nach diesen phänotypischen Merkmalen wurden dann im Herbst die inzwischen 13 Vergleichsbeete neu bepflanzt.
Im Jahr 2011 nun gibt es 16 Beete in der Alba-Vergleichspflanzung. Jedes Jahr kommen neue Albas aus Ankäufen oder aus „Fundrosenspenden“ dazu. Insgesamt sind es inzwischen 214 Rosen, die hier unter dem Label „Alba“ angekommen sind.
Etliche Fundrosen stellten sich dann aber als Angehörige anderer Rosenklassen heraus. Am häufigsten waren das rosafarbene Gallicas, die meist als „Maidens Blush“ oder eins der Synonyme bezeichnet waren, ab und an auch als Königin von Dänemark oder Félicité Parmentier
Diese Gallicas sind nicht Bestandteil der Vergleichspflanzung, sie werden gleich im nächsten Winter zu den Gallicas umgepflanzt.
Dann fallen noch die Rosen heraus, die zwar unter „Alba“ verkauft werden, aber eindeutig als eine andere Sorte bestimmt werden können, wie etwa die „Small Maidens Blush“, die alle identisch sind mit der als Gallica klassifizierten Duchesse de Montebello (allein 14 Small Maidens Blush habe ich dazu in verschiedenen Rosenschulen aufgekauft). Weiterhin bleiben im Vergleich aber die Rosen, die heute als Alba verkauft und beschrieben werden, aber mit Sicherheit keine Alba-Rosen sind oder bei denen die Zuordnung zweifelhaft ist, wie etwa Belle Amour, Blush Hip oder auch Chloris.
Im Verlauf stellte sich dann im Zuge einer Untersuchung der Ploidiestufen des Projektes Rosennetzwerk des Europarosariums Sangerhausen heraus, daß meine Einordnung der Albas nach Phänotypen mit den Ergebnissen übereinstimmte.

Alle weißen Albas sind hexaploid; auch die Königin von Dänemark ist nach dieser Untersuchung hexaploid (Angaben aus: A.V. Roberts, Th. Gladis, H, Brumme: DNA amounts of roses and their use in attributing ploidy levels. Plant Cell Rep (2009) 28:61-71) Alle anderen als Albas bezeichneten Rosen sind entweder tetraploid, wie etwa Blush Hip, Minette oder Mme Legras de St. Germain (wie eben das Gros aller anderen Alten Rosen der verschiedenen Rosenklassen) oder triploid, wie die Gruppe um Mme Plantier; Félicité Parmentier ist pentaploid.

 

Diese Gruppen sind bisher im Einzelnen:

Grundsätzlich strebe ich an, Albas im Vergleich wurzelecht zu ziehen, um Beeinflussungen durch verschiedene Unterlagen auszuschließen. Doch leider lassen sich insbesondere die „reinen“, also die weißen Albas, nicht aus Stecklingen ziehen (die Königin von Dänemark hingegen schon). Die wurzelechten Fundrosenausläufer sind deshalb eigentlich besonders willkommen.
Mit den Jahren habe ich dann aber folgende Beobachtung machen können: am Fundort gefüllt blühende Albas können in den nächsten Jahren als neugepflanzte Wurzelechte in den Vergleichsbeeten sehr in der Blütenfüllung variieren. Am Anfang habe ich mir dieses Phänomen damit erklärt, daß diese gefülltblühenden Albas auf ungefüllte veredelt sein müßten (tatsächlich sind Albas zeitweise als Unterlagen verwendet worden) und die Ausläufer müßten dann von dieser Alba-Unterlage stammen. Doch mit den Standjahren stabilisierten sich diese Rosen und blühten mehr und mehr gefüllt.
Veredelte Albas sind eindeutig von Anfang an stabiler in ihrer Blütenfüllung. Übrigens können an einem Zweig durchaus fast ungefüllte, halbgefüllte und gefüllte Blüten auftreten. Schwierigkeiten beim Vergleich bzw. der Zuordnung (schon allein in die klassischen Gruppen Semiplena, Suaveolens und Maxima) ergeben sich deshalb insbesondere bei der Vielzahl der weißen Albas. Eine Zuordnung einzelner Maxima-Typen gestaltet sich daher sehr schwierig und es bleibt abzuwarten, ob mit den Jahren, wenn die Rosen eingewachsen und stabiler sind, noch signifikante Unterschiede herauszuarbeiten sein werden.
Diese Rosen dann zu den in der Literatur beschriebenen Sorten zuzuordnen wird auf keinen Fall möglich sein.

Im Jahr 2011 nun befinden sich in der Vergleichssammlung 182 Alba-Rosen aus unterschiedlichsten Herkünften aus dem Handel sowie Fundrosen, ausgepflanzt oder in der Vermehrung, aus Frankreich, Österreich, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Finnland. Einige wenige sind noch in der Vermehrung. Weit über die Hälfte der Alba-Rosen in der Sammlung gehören in die Gruppen der Maxima und Semiplena-Albas.

Im Laufe der nächsten Jahre werden auch mehr und mehr Albas unter den Vergleichsbildern abgehandelt werden.