
Nachdem beschlossen war, daß der Vergleich der gestreiften Alten Rosen aufgegeben wird und die ersten zwei Beete geräumt waren, haben wir den Boden vorbereitet. Wir haben versucht, sämtliche noch vorhandenen alten Rosenwurzeln zu entfernen und der Boden wurde gefräst und mit Kompost verbessert.
Breeders Corner sollte sich auch optisch vom Rest des Parks abheben. Zaun klappt wegen Pflege nicht, auch wird der Bereich ja in den nächsten Jahren noch wachsen! Wir haben das hoffnungsvoll mit verzinkten Rosenbögen, einem kleinen Laubengang und Obelisken gemacht. Erst einmal war die Gelegenheit günstig, denn wir konnten über Kleinanzeigen günstig an etliche Rosenbögen kommen. Und vor allem: wer wie wir in einem Kleinklima gärtnert, in dem die meisten Kletterrosen nicht über die Höhe von einem Meter hinauskommen, ist schnell versucht, auch nach frostharten und wüchsigen neuen Kletterrosen Ausschau zu halten.
Nach der Aufstellung des kleinen Laubengangs begannen wir mit der Pflanzung. Natürlich stellte sich uns sofort die Frage danach, wie wir die Rosenmüdigkeit überwinden könnten. Denn auf diesem Platz hatten mindestens 12 Jahre, an manchen Plätzen auch 15 Jahre Rosen gestanden. Rosen, die zudem nicht gut gewachsen waren, Schäden an Wurzeln, Laub (Blattrandnekrosen) und Blüten aufwiesen. Nematodenbekämpfung, Substratwechsel und Bodenaustausch, Dickmaulrüsslerbekämpfung, Vitanal etc. hatten wir an anderer Stelle bei gleichem Problem schon in den Jahren zuvor erfolglos versucht.
Wir beschlossen, die „Weinkartonmethode“ zu versuchen, die ich in einem Youtube Video von Austin gesehen hatte.

Wie funktioniert das? Es gibt u.a. eine Untersuchung der Hochschule Hannover, in der der Nachbau von Rosen nach Rosen anhand von Rosa laxa untersucht wurde. Dazu wurden u.a. Proben von „verseuchten“ Böden zum Beispiel aus Sangerhausen sowie neues Substrat verwendet und nach Wuchs und Wurzelschäden nach einiger Standzeit der Rosen untersucht. Tatsächlich zeigte sich sehr deutlich ein Minderwuchs in den „verseuchten“ Substraten. Und zwar traten die Schäden an den Wurzeln fast sofort nach Pflanzung der jungen Rosen auf. Es ist also wichtig, die jungen Wurzeln zunächst vor dem Kontakt mit dem schädigenden Substrat zu schützen.
Von verschiedenen Personen wurde nun eine Methode entwickelt, die erst einmal Verwunderung hervorruft. Sie ist auch als „Weinkarton-Methode“ bekannt 😉. Die Rosen werden in einen Karton etwa in der Größe eines 6-Flaschen-Weinkartons, der in die Erde eingelassen ist, gepflanzt. Neue unverbrauchte Erde oder gekauftes Rosensubstrat wird mit Mykorrhiza gemischt beim Rosenpflanzen in dieses ausgekleidete Pflanzloch gegeben. Langzeitdünger kann natürlich auch mit Vorsicht eingebracht werden. Da Probieren bei uns über Glauben geht, haben wir es seit Herbst 2020 bei allen neu gepflanzten Rosen, die auf Plätzen gepflanzt wurden, an denen schon Rosen gestanden haben, angewendet. Was heißt, bei fast allen gepflanzten Rosen. Denn Plätze sind rar. Kommt eine neue, muß eine alte Rose gehen…

Und siehe da, wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht! Warum das so ist, ist mir nicht voll verständlich. Denn zum Beispiel müßte das bei Containerrosen, die ihre eigene unverseuchte Erde mitbringen doch auch funktionieren, wenn das Pflanzloch größer ist und man den Raum zwischen dem Wurzelballen und der anstehenden Erde mit unverbrauchter Erde füllt. Aber unsere Erfahrungen haben gezeigt, daß das meist eben nicht funktioniert. Und wenn ich sage, Erfahrungen, dann rede ich nicht von 10 oder 20 Neupflanzungen in einem Jahr, sondern eher von hundert, manchmal durch Umpflanzen auch ein Vielfaches mehr. Über die Jahre haben wir im Rosenpark einige tausend Rosen neu, nach- und umgepflanzt!
Das Substrat, das wir beim Pflanzen verwenden, ist in der Regel das, was wir zum Topfen der Containerrosen selbst anmischen lassen; es hat einen hohen Anteil an Kompost und Sand.
Aufpassen muß man, daß man nicht zu tief pflanzt, denn meist sackt das Substrat mit dem Karton noch etwas ab.
Keine der im Weinkarton gepflanzten Rosen zeigt Blattrandnekrosen oder Minderwuchs. Teehybriden, die bei uns im Park wahrscheinlich wegen des nicht sehr humosen und damit auch nicht sehr belüfteten, eher sauren Lehmbodens in der Regel sehr schlecht zurechtkommen, sehen erheblich besser aus als in den Jahren zuvor.
Allerdings tat sich plötzlich unerwartet ein neues Problem auf. Das Problem kam Hand in Hand – oder sollte man eher sagen: Pfote in Pfote?? – mit der Dürre. Nein, nicht allein die Tatsache, daß wir nun diese neu gepflanzten Rosen im eher leichten Substrat plötzlich wässern mußten, was sonst im Park nie geschehen ist, hat uns kalt erwischt.

Aufgrund der Dürre wandelte sich im Park die Erde langsam zu annähernd betonhartem Boden. Keine Möglichkeit offensichtlich mehr für die relativ hohe Mauspopulation, neue Wege zu graben. Sie entdeckten dann aber zunächst von uns unbemerkt diese schön gesicherten Kartons mit dem weichen Boden, der dazu noch ab und an naß gemacht wurde. Ich hatte mich allerdings doch schon gewundert, daß ursprünglich gut gewachsene in Breeders Corner gepflanzte Containerrosen plötzlich mickerten und verkümmerte Blüten zeigten oder gar keine Anstalten zum Blühen machten. Überzeugt, daß die Pflanzen nur mit kleinen Mengen an Wasser gegossen worden waren, nahm ich auf dem Weg durch den Park schnell eine Gießkanne und nutzte die Minute, mich wieder an den benachbarten Blüten zu erfreuen und goß dabei so richtig schön von oben herab eine Rose mit hartem Strahl einer ganzen Gießkanne.
Erschrocken sah ich Wasser und Substrat in zwei riesigen Löchern verschwinden! So durchgewühlt und ausgeräumt war es, daß ich fast eine gänzlich wurzelnackte Rose vor mir hatte – und das mitten in der Dürre. Schnell war klar, daß überall, wo in Kartons gepflanzt worden war, alles von Mäusen – und das waren keine Wühlmäuse! – unterhöhlt worden war. Alles mußte neu aufgefüllt werden, alles was uns an Mausverbrämern nur einfiel, wurde angewandt, aber auch Fallen aufgestellt und nun haben wir ein Auge drauf. Ich denke allerdings, daß das kein grundsätzliches Problem ist. Wenn doch – muß man das eben regelmäßig kontrollieren und gegensteuern.
Also, Leute – versucht doch auch mal die Nachpflanzung mit der Weinkartonmethode!