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Der Mann kann alles!

Der Mann kann alles! Er kann Rasen mähen! Und das tut er auch. Er kann auch andere Sachen! Er kann zum Beispiel Buchsumrandungen abmähen; und Solitärsträucher im Rasen. Und die besten Frühjahrsblüher. Und beetbegrenzende Bodendeckerrosen oder Heiligenkraut, die plötztlich in die Rasenmäherbahn springen.

Er kann aber auch graben! Er kann wunderbar Gemüsebeete umgraben; dabei ist er aber sehr vorsichtig und pflanzenerhaltend. Er gräbt nur die Schnittlauchumrandungen aus und bringt sie zum Kompost. Nicht aber rührt er die Quecken an oder den Löwenzahn am Beetrand oder die Windenwurzeln oder Giersch;. da ist er sehr vorsichtig und gräbt entweder drumherum oder er sorgt für den Pflanzenerhalt und die Vermehrung, indem er sämtliche Wurzeln durch Stechen mit dem Spaten zu Wurzelschnittlingen macht. So sorgt er für die Vielfalt der Kräuter im Garten.

Der Mann kann sehr schnell ein Beet umgraben; er kann aber noch etwas: er kann nicht verstehen, daß eine Frau zum Aussäen dann so eine lange Zeit verplempert! Statt schnell die Saat in die Erde zu bringen, fisselt sie noch lange im Beet herum und harkt alle von ihm untergegrabenen Kräuter heraus. Das nennt sie dann Saatbettbereitung! Frauen können eben keine Prioritäten setzen!
Das Mann ist für das Grobe zuständig. Er entfernt zu groß gewordene Sträucher; da er effektiv arbeitet, kann er nicht noch auf die Unterpflanzung oder auf angrenzende Beete achten. Natürlich wird dort alles zertreten. Was pflanzen Frauen auch alles voll! Nur dort, wo sich Unkraut breitmacht, könnte sie ja mal ein paar mehr Stauden pflanzen.

 

Aber nein, sie muß ja alles dort hinpflanzen, wo ein Mann nach anstrengender Gartenarbeit gut mal stehen kann und mit dem Nachbarn übern Gartenzaun ein paar Biere trinken.
Ein Mann kann auch mal aufmerksam sein und ihr bei ihrer Arbeit im Garten helfen; Gemüsebeete hacken zum Beispiel. Das ist ja völlig einfach und deshalb eigentlich Frauenarbeit. Aber da kann mann in der Sonne stehen, braun werden und seinen Bizeps stählen, deshalb kann er es mal machen. Natürlich muß sie hinterher wieder meckern; und keifen, er hätte die drei Gurken und den Salat stehen lassen sollen, nicht die Vogelmiere. Wenn sie alles besser weiß, soll sie es doch gleich allein machen!
Überhaupt kann mann auch ohne Anweisungen auskommen! Schließlich ist mann doch auch Gartenbesitzer und kann mitbestimmen! Bringt er schon mal eine Forsythie mit und gräbt sie auch noch ein, regt sie sich wieder auf, er habe alle teuren Leberblümchen und Fritillarien zerstochen und untergegraben. Was kauft sie auch so teures Zeug! Er bringt nur das Billigste an und der Garten sieht trotzdem wunderbar aus!

Der Mann kann auch Löcher graben für irgendwas, was sie mal wieder gekauft hat. Stachliges Zeug, Rosen oder so. Er kann es so gut, daß er mal schnell den Spatenstiel abbricht, weil eine Baumwurzel im Weg war. So kann er schnell gehen und die Früchte seiner Arbeit reparieren. Denn auch das kann der Mann! Ohne ihn würde ständig sämtliches Gartengerät kaputt sein. Er kann es so schnell reparieren, daß sie noch immer mit ihrem lächerlichen Unkrautstecher das Loch buddelt für die Rose und mit einer Kleinstsäge dann noch im Loch hantiert. Immer brauchen Frauen für die einfachsten Aufgaben lächerlich lange.
Allerdings kann man jetzt nicht mehr mit dem Spaten Löcher graben, denn der Stiel hält nicht mehr gut. Aber wozu braucht sie denn auch einen Spaten? Fürs Grobe ist doch er zuständig!

Der Mann kann noch etwas: es nicht haben, wenn andere Männer etwas vorführen, was ihre Frauen im Garten haben und sie hat es nicht gepflanzt. Warum nicht? Das ganze gemeinsame Geld gibt sie aus, aber die wirklich wichtigen Pflanzen, die was hermachen, stehen immer bei anderen im Garten!

Der Mann kann auch Freunde, Bekannte, Nachbarn und die ganze Großfamilie durch seinen Garten führen. Wenn sie an blühenden Beeten, gelungenen Arrangements, Raritäten und dem appetitlichen Gemüsegarten vorbeikommen, schweigt er als Kenner und läßt genießen. Er kann auch gezielt im Vorbeigehen erzählen, was er mal eben gemacht hat. Er kann so wunderbar den Eindruck erwecken, alle Gartenarbeit zu erledigen. Er kann aber auch anders. Er kann auch sagen, daß seine Frau ihm im Garten hilft und weist auf die welkende, von Wühlmäusen abgebissene Rose und auf den von Schnecken angefressenen Salat.

Wenn eine Frau im Garten wirklich was kann, so kann sie ihren Mann aus dem Garten fernhalten oder ihm auf seinem Rasen einen Liegestuhl aufstellen mit einem kühlen Bier daneben.
Denn dann kann sie beruhigt und inspiriert an die Gartenarbeit gehen.